Hand aufs Herz: Was ist schon eine Modelleisenbahn ohne eine kleine Lok–Behandlungs–Station,
kurzum, ein kleines Bahnbetriebswerk? Gibt es nicht genug Platz dafür - sei es wegen des
gewählten Anlagen–Motivs, sei es aus anderen Gründen: Ein Wasserkran lässt sich
auch an einer Betriebsstelle ohne Lokstation noch glaubhaft unterbringen.
Der vermittelt dann zumindest ein wenig vom Flair des Dampflok–Zeitalters.
Nun werden aber an Wasserkräne bei Schmalspur–Bahnen andere Anforderungen gestellt als
an ihre regelspurigen Gegenstücke. Sie müssen nicht ganz so hoch sein, da die
Lokomotiven niedriger sind. Auch die Nennweite (NW) braucht nicht ganz so
groß zu sein. 150 mm werden in der Regel genügen.
Hier wird der Eigenbau eines funktionalen Wasserkrans beschrieben. Er ist mit einer Pumpe von
Fremde Seite
Faller®
ausgerüstet. Das Wasserkransignal Ve 7 ist natürlich auch beleuchtet.
Abschnitte dieser Seite:
Nachbau–Interessenten finden bei den Downloads
eine Zeichnung des Wasserkrans im PNG–Format
(Registrierung erforderlich). Für die Anfertigung der Teile wird eine kleine
Drehbank benötigt, bevorzugt mit einem Schlitten zum Drehen von Kegeln.
Als erstes wurde der Sockel des Krans aus 0,8 mm
starkem Messingblech angefertigt. Die Riffelung auf der Oberseite entstand vorab im
Ätzverfahren. Dazu wurden die Stege,
die später erhaben bleiben sollen, mit einem Tuschestift und einem Lineal auf ein absolut
sauberes Blech aufgezeichnet. Es erfordert einige Übung, das Muster gleichmäßig zu erstellen.
Nach der Anfertigung der Bohrungen für Wasserkransäule und Handrad–Sockel wurde die obere
Platte mit den runden Ecken aufgelötet und mit Nietimitationen
versehen. Die im Bild noch sichtbaren, senkrechten Befestigung aus Gewindestangen M3 folgten erst gegen Ende des Baus.
Dann begannen die Arbeiten an der Drehbank. Das senkrechte Hauptrohr des Wasserkrans ist
leicht konisch. Daher kann es nicht aus einem dünnwandigen Rohr gedreht werden. Also musste
zunächst ein Stück massiven Rundmaterials mit 10 mm
Durchmesser aufgebohrt werden. 6,5 bis 7 mm genügen unten
vollauf. Oben muss der Bohrungs–Durchmesser dem Außendurchmesser des inneren Rohrs der Entlüftung entsprechen.
Am unteren Ende wurde als erstes ein kleiner Absatz eingearbeitet, der später genau in die
Öffnung des Befestigungsflansches passen muss. Das Stück zwischen dem oberen Rohrflansch
und dem oberen Ende des Hauptrohrs ist nicht mehr konisch, sondern zylindrisch.
Tipp: Bereiten Sie zunächst so viele Teile wie möglich vor, und zwar so, dass diese
möglichst gut „sitzen”. Dann können Sie ganze Baugruppen auf einmal verlöten.
Als Lötgerät kam eine Flamme zum Einsatz. Die Teile
wurden zusammen gesetzt und die Lötpunkte mit Flussmittel benetzt. Dann wurden mit der Pinzette
kleinste Stückchen Radiolot mit Kolophonium–Seele aufgelegt und das ganz langsam erwärmt, bis das Lot in die Kapillaren schießt.
Das obere, innere Rohr bei der Entlüftung gehört schon zum drehbaren Teil des
Wasserkrans. Es sollte bis weit unter die Grundplatte quer durch die Standsäule führen,
denn dort wird später der Schlauch der Pumpe angeschlossen. Der unten in der Hülle
größere Durchmesser ist erwünscht, um Reibung zu vermeiden. Das innere Rohr kann später über ein dünnes Lagerschild aus Blech geführt werden.
Die schwierigste Baugruppe an diesem Modell ist der Kopfteil oben am Wasserkran.
Zunächst wurde der senkrechte Zylinder gedreht. Sein Innendurchmesser entspricht dem äußeren Durchmesser
des inneren Hauptrohrs, das ganz nach unten führt. An der Oberseite wurde eine kleinere Bohrung vorgesehen.
Sie nimmt später unten einen Dorn an der Halbkugel–förmigen Abschlusskappe auf.
Die Anbringung der Bohrung für den waagerechten Ausleger muss exakt mittig und rechtwinklig
erfolgen. Ihr Durchmesser entspricht eben dem des Auslegerrohrs. Auf der Seite zum Thema Bohren und Fräsen
findet sich ein Tipp dazu, wie so ein Loch am Besten angesetzt wird.
Der dickere Schaft am Anfang des Auslegers ist ebenfalls ein Rohr. Er muss auf der
Säulen–Seite mit einer Rundfeile auf den Durchmesser des senkrechten Zylinders ausgefeilt werden. Diese Stelle muss gut passen.
Der Flansch oben an der Kappe wurde zunächst als Ring gedreht, in den mit einem
Sägeblatt eine tiefe Nut eingestochen wurde. Mit dem Teilapparat wurden dann die
acht Löcher für die Schrauben gebohrt. Zuletzt wurden die Aussparungen zwischen
den Schraubenpositionen von Hand bis auf einen vorab dünn angerissenen Ring abgefeilt.
Dieser Schritt entfällt bei dem Ausleger–Schraubflansch. Dafür wurde dort gleich der dünne, vordere Absatz mit angedreht.
Die Schrauben, Muttern und Beilegscheiben entstanden nach der beim Modellbau beschriebenen Methode -
eine echte Fleißarbeit, denn da kommen beim gesamten Wasserkran 48 Stück zusammen. In der
Großbild–Ansicht ist die gute Wirkung zu erkennen.
„Ich bin der Dreher eilig, was ich nicht dreh', das feil' ich
” -
nach diesem Motto wurde die Halbkugel des Deckels oben angefertigt. Der untere Halter
für die Stange, mit der später der Ausleger gedreht werden kann, entstand aus
1,5 mm starkem Messingblech. Die Versteifungswinkel
mit den hübschen Ausrundungen wurden aus 0,8 mm–Material gebaut.
Dann war es endlich soweit. Die Teile wurden zusammen gesteckt, die Schrauben, Muttern
und Scheiben mit Lötpaste eingestrichen und die ganze Gruppe auf einmal verlötet.
Im nächsten Schritt galt es, die Schelle für die Wasserkran–Laterne nachzubilden und
aufzulöten. Da die Lampe beleuchtbar ausgeführt sein sollte, musste ein Trick helfen,
um den zweiten Pol der Stromversorgung dorthin zu führen. Dazu wurde in den
senkrechten Haltedorn für den Spanndraht von der Deckelkappe eine größere Bohrung angebracht.
Dann wurde ein Messingstift mit einer Kunststoff–Isolierung passend angefertigt. An die später
untere Seite des Stifts wurde ein langes Stück Litze gelötet.
Nun ist es gar nicht so einfach, so eine Litze durch den Winkel zwischen Standsäule und Ausleger
zu schieben. Dabei hilft der Trick, ein Stück dünner Kette durch die Bohrung oben am Ausleger
laufen zu lassen. Diese findet mit Hilfe der Schwerkraft ihren Weg auch um die engste Ecke.
An das Ende der Kette wird dann möglichst gerade das später untere Ende der Litze
angelötet, die anschließend leicht eingezogen werden kann. Es kann nötig sein, dabei mit Nachschieben und Schütteln nachzuhelfen.
Die Litze darf natürlich erst eingeführt und der Isolier–Dorn eingeklebt werden, wenn
im hinteren Bereich nichts mehr gelötet werden muss - oder zumindest nicht mehr mit der Flamme.
Am unteren Ende wird die Litze durch eine schräge Bohrung im
inneren Rohr nach außen geführt - aber erst, wenn das untere Führungsblech „sitzt”.
Die Laterne ruht auf einer quadratischen Grundplatte. Dort ist sie von unten über zwei kurze Schrauben
M1 abnehmbar gesichert, damit im Bedarfsfall die Glühlampe gewechselt werden kann (siehe Foto).
Die Seitenteile und das Dach entstanden aus 0,5 mm–Blech.
Einen Tipp zur Berechnung der Buckelungs–Maße für das Dach gibt es bei
Modellbau: Mathematik. Der kleine Lampenlüfter entstand wieder auf der Drehbank.
Der isolierte Pol wird von unten durch ein Rohr mit Isolierung in das Lampeninnere geführt. Dort und an
einem Stift, der mit der Grundplatte verlötet ist, kann dann eine Glühlampe mit Drahtenden angelötet werden.
Die Spannschraube für die Zugstange von der Kappe zum Ausleger entstand
aus einem Stück Rundmaterial. Es wurde zunächst im Drahtdurchmesser aufgebohrt. Dann wurde
das Rohr im mittleren Teil von beiden Seiten zu einer flachen Scheibe gefeilt. Der Durchbruch
der Bohrung wurde anschließend von innen aufgeweitet. Zum Schluss folgten noch die aufgefeilten Sechskante als Imitationen der Kontermuttern.
Es ist nicht möglich, die Biegung am vorderen Ende des Auslegers tatsächlich zu biegen -
der Radius ist viel zu klein. Tipp: Sägen Sie - wie in der Zeichnung abgebildet -
dicht nebeneinander etliche Keile in das Rohr und lassen Sie nur einen dünnen Steg stehen.
Biegen Sie dann - vorsichtig - das Rohr in den gewünschten Radius.
Anschließend müssen diese Schlitze satt verlötet werden. Dann wird die Biegung in Form gefeilt und
geschliffen. Der Durchmesser verringert sich dabei zwangsläufig ein wenig, aber das fällt kaum auf.
Für die Befestigung der Standsäule auf der Bodenplatte muss noch ein Flansch angefertigt werden. Das geschieht wie oben beschrieben.
Die Standsäule des Wasserhahns ist hohl, die Achse drehbar. Über sie wird im Untergrund
ein Mikroschalter betätigt, der vor allem zur Freude von Kindern eine kleine Pumpe in
Gang setzt. Die Nabe des Handrads wurde im 90°–Winkel
zweimal quer durchbohrt. In diese Löcher wurden dann die Speichen des Handrads eingelötet. Der
Radkranz wurde aus Rundmaterial gebogen und dann auf die gleich langen Speichenenden gelötet.
Als letzter Schritt stand dann noch die Anfertigung der Stange an, über die der Ausleger
parallel zum Gleis arretiert werden kann, und mit der der Ausleger Richtung Gleis und
zurück bewegt wird. Außerdem muss bei der Endmontage noch das untere Führungsblech für das
innere Rohr angesetzt werden, und die senkrechten Gewindestangen werden in die Sockelecken gelötet.
Der Wassertank unter der Grundplatte des Mini–Dioramas entstand aus 2 mm
starken Polystyrol–Platten. Er faßt gut 0,4 Liter. Das Wasser muss mit ein wenig Spülmittel
(aber nur ein paar Tropfen!) entspannt werden, damit es gut aus dem Ausleger läuft.
Die kleine Pumpe von Fremde Seite
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ist über ein Stück Schlauch mit dem inneren Rohr des Wasserkrans verbunden.
Beim Schwenken des Auslegers bewegt sie sich mit. Sie kann, wie gesagt, über das Handrad
eingeschaltet werden - aber auch von außen über einen zweiten Schalter.
Vor der Lackierung wurde der gesamte Kran mit Pariser Oxyd brüniert, damit Lackabplatzer
oder abgegriffene Stellen später nicht auffallen. Die Lackierung erfolgte mit der
Sprühdose - erst tiefschwarz matt und dann, hauchdünn, schokobraun.
Eigentlich handelt es sich bei dem Stückchen Gelände gar nicht um ein Diorama, sondern ein Stückchen
einer geplanten Segmentanlage. Das ist allerdings schon wieder Schnee von gestern, da unterdes
Code 200–Schienen eingesetzt werden sollen.
Das Teilstück wurde benötigt und gebaut, weil zu dem Wasserkran noch allerlei dazu gehört.
Das Schürhakengestell wird eventuell in einem eigenen Beitrag behandelt werden, die Seite zu den
Bahnhofslampen ist schon verfügbar.
Das Wasser aus dem Wasserkran soll nicht einfach in die Landschaft laufen. Daher
wurden unter dem Ausleger in Ruhestellung und parallel zum Gleis Auffanggruben aus
Polystyrol gebaut. Darüber fließt das Wasser zurück in den Tank.
Bei Lokomotiven mit oben liegenden Wasserkästen können nun die Deckel beweglich
ausgeführt werden. Das Wasser läuft unten unter dem Umlauf in die Rinne neben dem
Gleis. Das fällt nicht auf, wenn der Wasserkran hinter dem Gleis steht. Das ablaufende Wasser wird durch das Lokomotiv–Fahrwerk verdeckt.
Damit die Auffangrinne hinter dem Gleis weniger auffällt, wurde genau an diese Stelle
eine kleine Schlackengrube gebaut. Ihr Boden ist mit Brikettasche beklebt, in die einige
Glühlampen und Leuchtdioden eingelassen wurden. So entsteht bei Dunkelheit der Eindruck noch schwach glühender Schlacke.
Die Verglasung der Laterne erfolgte mit Kunststoff–Folien aus dem Zeichenbedarf. Diese
sind nur in großen Abmessungen erhältlich und relativ teuer. Wenn es nicht überhand nimmt,
verschickt der Verlag gegen einen frankierten und adressierten Rückumschlag hinreichend
große Stückchen der Folie (nur solange der Eigenbedarf noch gedeckt ist).
An der linken Seite des Schürhakengestells ist noch ein wichtiges Detail zu sehen.
Dieser Schlauch (aus Schrumpfschlauch gebaut) mit Trichter kann über einen Drahtbügel
oben am Auslegerende eingehängt werden. Er dient dazu, Dampflokomotiven mit dem
Wasserbehälter im Rahmen zu beschicken. Deren Einfüllstutzen liegen meist knapp oberhalb des Umlaufs.