Niete und deren halbkugelförmigen Köpfe gelten als Symbol für die Industrialisierung und Eisenbahn,
obwohl heutzutage vorwiegend geschweißt wird. Der Genauigkeits–Fanatiker (bei der Modellbahn)
wird oft spöttisch „Nietenzähler” genannt, offenkundig abgeleitet vom bekannten „Erbsenzähler”.
Ohne die Imitation von Nieten und Muttern oder Schraubenköpfen geht beim Eisenbahn–Modellbau
wenig, es sei denn, Sie verwenden vorgefertigte Bausätze mit Guss– oder (bei kleineren Modellen) Ätzteilen.
Was bei einer Modelleisenbahn in den Baugrößen Z bis H0 noch passabel aussieht (geätzte Niet–Imitationen),
verbietet sich bei größeren Modellen. Da muss ein Niet– oder Schraubenkopf plastisch sein und auch die
richtige Form haben. Auch mit unbewaffnetem Auge ist in Baugröße II
(Maßstab 1:22,5) sehr wohl zu unterscheiden, ob die Imitation einer Mutter ein Sechskant ist oder nicht.
Funktionale Nietverbindungen
werden auf einer eigenen Seite besprochen. Hier dreht es sich nur um Imitate.
Abschnitte dieser Seite:
Das prinzipielle Verfahren zur Herstellung von Nietkopf–Imitationen in der richtigen Form
ähnelt sich bei Messing und Polystyrol. Es gibt jedoch so viele Abweichungen, dass die
jeweilige Vorgehensweise getrennt besprochen werden soll.
Die Arbeit beginnt damit, an den gewünschten Stellen die Lage der späteren Niet–Imitationen
anzuzeichnen. Dazu werden Sie oft eine Strecke s durch
(Zahl der Niete - 1) teilen müssen, um den jeweiligen Abstand von Kopf zu Kopf zu berechnen.
Zeichnen Sie nun zunächst dünn mit der Reißnadel oder dem Dreikantschaber auf dem Messing
die gemeinsame Mittellinie der Niete an. Dann körnen Sie zunächst - entweder mit dem
Stichel von Hand oder mit einem Körner und 50 g–Hammer - die Lage der ersten Bohrung an.
Die folgenden Körnungen können dann wahlweise mit einem Reißzirkel oder eventuell auch mit einem Lineal bestimmt werden.
Wenn alle Positionen vorgekörnt sind, bohren Sie eine Reihe Löcher - bei Blech durchgehend,
bei massiven Teilen als Sackloch. Entgraten Sie die Bohrungen mit einem etwas größeren Bohrer
und schaffen Sie dabei eine ganz leichte Fase, die später überschüssiges Lot aufnimmt.
Dann streichen Sie ein Stück Messing–Draht mit einer flüssigen Lötpaste ein (zum Beispiel „Tinol”) und stecken es in das Loch. Schneiden Sie es ab.
Sie können anschließend mit dem Kolben löten - bevorzugt von der später nicht sichtbaren
Seite aus. Besser ist jedoch allemal die Verwendung einer Flamme. Erhitzen Sie das
Trägermaterial langsam, vor allem bei Sachlöchern, sonst springt Ihnen der Messing–Draht wieder aus der Bohrung.
Nach dem Erkalten schneiden Sie die Draht–Überstände ab und feilen Sie auf eine einheitliche
Höhe, die etwa dem Durchmesser plus etwas Luft entsprechen sollte. Zum Schluss werden die Nietköpfe
mit einem Hohlfräser (erhältlich im Goldschmiedebedarf, siehe Adressen)
verrundet und bei Bedarf mit der Messing–Bürste poliert oder leicht sandgestrahlt.
Zunächst sollten die Anzeichnungen mit einem spitzen Bleistift erfolgen,
am Besten auf leicht angeschliffenem Kunststoff (sonst verwischt der Strich zu leicht).
Weiterhin müssen die Bohrungen mit dem Stiftenklöbchen
oder einer sehr langsam laufenden Kleinbohrmaschine angefertigt werden, weil der Kunststoff sonst schmilzt.
Mit einem scharfen Bohrer, einem guten Auge und etwas Übung erübrigt sich auch das Vorkörnen,
das allenfalls mit dem Dreikantschaber oder der Reißnadel geschehen darf.
Auch beim Entgraten ist wegen des weichen Polystyrol Vorsicht geboten. Ein nicht mehr allzu
scharfer Metallbohrer in den Fingern leistet hier gute Dienste.
Ein Stück Polystyrol–Rundmaterial - das wird hier in der Regel nur 1 oder 1,5mm Durchmesser haben - wird mit etwas
Klebstoff bestrichen, unter Drehen im Loch versenkt
und abgeschnitten. Dabei leistet ein scharfer Platinenschneider gute Dienste.
Auch, wenn Kunststoff–Kleber schnell abbinden, benötigen sie doch respektable Zeit, bis
sich die Moleküle wieder beruhigt haben. Warten Sie also mehrere Stunden, bevor Sie
die Köpfe auf eine einheitliche Höhe feilen, und gehen Sie dann erst mit dem Hohlfräser zu
Werke (wieder mit langsamer Drehzahl oder besser von Hand).
Danach kommt eine besonders unangenehme Arbeit. Es ist nämlich oft so, dass sich bei einem der
Arbeitsschritte winzig kleine Grate und Späne bilden, die mit dem bloßen Auge kaum noch zu
erkennen sind, und die wollen nun entfernt sein. Dabei hilft ein scharfer Dreikant–Schaber.
Wenn möglich, sollten Sie die Niete von der später weniger gut oder gar nicht sichtbaren
Rückseite aus einkleben (das gibt weniger Rückstände auf der anderen). An vielen Stellen geht es
nur so, weil die Stifte nicht mehr abgeschnitten werden können (zum Beispiel in Rahmenlängsträgern).
Es gibt noch eine ganz gute Möglichkeit für die Nachbildung passabler Nietköpfe. Sie eignet sich besonders
für solche mit kleinem Durchmesser. Die Rede ist hier vom Drücken oder genauer: Prägen.
Hierbei wird nicht unbedingt eine Hebelpresse mit einem Stempel und einer harten Negativ–Form benötigt. Einfacher
geht's mit einem Blech, bei dem von hinten an den vorgesehenen Stellen Senken im Durchmesser von etwa dem gewünschten
Durchmesser geätzt wurden.
Das folgende Bild zeigt - extrem vergrößert - ein Ergebnis.
[ ± ].
Geprägte Nietköpfe von vorne gesehen.
Der im zweiten Bild gezeigte Dorn mit abgerundetem Kopf wurde aus einem abgebrochenen 1 mm–Bohrer
geschliffen. Als Unterlage dient eine Scheibe aus Hartplastik, wie sie beispielsweise Nietösen–Sets beiliegt.
Die Kunst besteht bei dieser Technik darin, mit einem leichten Hammer (etwa 50 g) oft genug mit
der richtigen Kraft auf den Dorn zu schlagen. Die nötige Übung stellt sich jedoch schnell ein.
Geht doch einmal etwas schief - wurde die Senke also durchschlagen - kann an dieser Stelle immer noch ein Draht eingelötet werden.
Dies ist die einfachste Variante, in Baugröße II selbst plausible Schrauben– und Muttern–Imitationen herzustellen.
Wenn Sie offene Schraubenenden mit Sechskant–Muttern nachbilden wollen, setzen Sie
diese aus einem Stift und einem Stück Messing–Rohr mit passendem Innendurchmesser zusammen,
das Sie im Stiftenklöbchen
auf Sechskant–Profil gefeilt haben. Schneiden Sie davon dann Scheibchen ab und ziehen sie
diese auf Schleifpapier (Körnung etwa 400) plan. Dabei hilft ein eingelegter Messingstift.
Kleben oder löten Sie diese Scheiben dann auf den Stift (wobei der Stift noch ein wenig überstehen sollte).
Wenn Sie ein Stiftenklöbchen mit vier Backen haben, können Sie sich beim Feilen an deren Fugen
orientieren: Zwei Feilungen laufen im rechten Winkel zu ihnen, jeweils zwei weitere im Winkel von
60° dazu beziehungsweise von 30° zu den anderen Fugen.
Bei einem Schraubenkopf löten Sie das Sechskant–Profil (Scheibe tiefer schneiden)
auf ein Stück Messing–Rundmaterial, verfeilen die Oberkante und kleben oder löten die so entstandene Schraube in eine passende Bohrung.
Unterlegscheiben bekommen Sie, indem Sie entweder eine Scheibe des selben Rundmaterials oder von einem Rohr
mit einem etwas größeren Außendurchmesser abschneiden und dann planen. Diese können Sie dann unterkleben oder
gleich an die Schraube mit anlöten.
Tipps: Sowohl Sechskant– als auch Beilegscheiben neigen dazu, „wegzuklingeln”.
Legen Sie in das Rohr ein Stück sehr dünnen Stahldraht ein und sägen Sie einmal rund herum,
dann springt das Teil nicht beim Sägen weg. Legen Sie vorbereitete Teile in eine kippsichere
Schale und brünieren Sie vor dem Einkleben. Dabei hilft ein Teesieb.
Die beschriebene Methode ist natürlich ungeeignet, wenn Sie für Ihre Modellbahn einen Güterwagen bauen möchten,
dessen Bretter über Bolzen oder Schrauben und Muttern mit den Wagenkasten–Profilen verbunden waren. In so einem Fall sollten Sie auf die von
Fremde Seite GHW Modellbauversand
angebotenen Bolzenimitate mit 0,8 mm Schlüsselweite zurück
greifen. Die Bestellnummer (50 Stück) ist 355580 + Abmessung, also 0,8.