Nach der Umgestaltung vom einst bedeutendsten Verkehrmuseum zum DB–Museum ging ein Aufschrei durch die Gemeinde
der Eisenbahnfans. Nicht nur, dass die wunderbaren Modelle im Maßstab 1:10 so gut wie gar nicht
mehr ausgestellt wurden, es wurde sogar der Vorwurf laut, es handele sich nur um einen Selbstbeweihräucherungs–Tempel der Bahn.
Das bedurfte für einen Freund des alten Museums einer genaueren Prüfung, und so kam es Ende März 2013 zu einem Besuch.
Um das Fazit vorwegzunehmen: Es gibt einige ärgerliche Punkte, insgesamt ist der Wandel trotz Wehmut jedoch geglückt.
Abschnitte dieser Seite:
Vom Eingangsbereich mit der Kasse und dem „Bahnshop” (dessen Produkte es angeblich nur online gibt und wo teils
erheblicher „Tand” feilgeboten wird) geht es auf dem empfohlenen Rundgang schnell zur Fahrzeughalle I.
Autsch! Drangvolle Enge ist kein hinreichender Ausdruck. Die an sich geschickt entsprechend dem Publikumsgeschmack gewählten Exponate
stehen teils dicht an den schmalen Galerien rechts und links, auf denen mit einem Kinderwagen bei „Gegenverkehr” akrobatische Übungen gefragt
sind - von einem gescheiten Fotostandpunkt ganz zu schweigen. Gut ist hingegen, dass es zumindest in dieser Halle genug Tageslicht gibt
durch die großen Fenster.
Adler, Adler und nochmal Adler
Irgendwie fühlt sich das ein bisschen schräg an. Der „Adler”, die erste Lokomotive, die 1835 von Nürnberg nach Fürth fuhr und als erste
Bahnfracht zwei Fässer Bier auf dem Tender transportierte, muss wirklich etwas ganz Besonderes sein. Nicht nur, dass es derzeit im
ehemaligen Verkehrsmuseum zwei Fahrzeuge in Originalgröße gibt (warum eigentlich?) - dazu kommen noch kleine Modelle. Einen goldenen
Schriftzug ist das dem Museum auch wert (siehe zweites Foto des Abschnitts).
Warum dieser vielleicht Publikums–wirksame Aufriss? Die Bahngeschichte wurde von anderen Dingen weit mehr geprägt als von der deutschen
Jungfernfahrt (siehe hierzu auch den übernächsten Abschnitt).
Wer ein Zuckerguss–Schloss wie Neuschwanstein baut, mag auch märchenhaft reisen. Für den „Kini” (König) wurde ein pompös verzierter
Hofzug mit Salon– und Aussichtswagen gebaut. Beides war schon seit jeder ein gefundenes Fressen für die Öffentlichkeit.
In der Halle stehen der Salon– und Aussichtswagen.
Ganz anders hingegen der innen ebenso luxuriöse Waggon des Kanzlers von Bismarck - außen wie innen eher schlicht. An dieser Stelle
geht ein Lob an die Leitung des Museums. Die sehr unterschiedlichen Waggons sind ein guter Anknüpfungspunkt für eine kleine
Geschichtsstunde mit den Kindern. So meinte die Tochter des Verfassers gleich, dass ihr Bismarcks Wagen besser gefiele, wenn
auch der ganze goldene Schnörkel am Hofzug sehr schick sei. Der kurzen Lektion hörte sie später eifrig zu.
Exoten wie die soeben vorgestellten kommen anscheinend im Original und als Modell gut an. Bei vielen Freunden der großen und
kleinen Eisenbahn ruft das jedoch eher ein sanftes Kopfschütteln hervor. Einfachere, darum nicht minder interessante Lokomotiven
und Wagen, der Alltagsbetrieb, sind eben weit wichtiger, wenn auch nicht so schick. Ein gutes Beispiel hierfür ist die
E 69 02 (siehe zweites Foto).
Von den fünf ab 1905 für die LAG gebauten Lokomotiven sind immerhin vier erhalten geblieben. Siehe hierzu den
entsprechenden Artikel bei der (fremde Seite)
Wikipedia. Die letzte dieser Elloks wurde erst
1982 ausgemustert und selbst die älteste Maschine, die LAG 1 (69 01) erst nach 99 Jahren.
Auch die Freunde des Alltags kommen also im Museum auf ihre Kosten, sei es mit der V36 auf dem Freigelände, der preussischen G3
(siehe oben) oder einem preußischen gedeckten Güterwagen der Gattung Glm in der Fahrzeughalle II.
Ein besonderes Merkmal des früheren Verkehrsmuseums war die Vielzahl ausgestellter Modelle im Maßstab 1:10.
Diese wurden einst mit unglaublich viel Liebe zum Detail von den Auszubildenden eines Jahrgangs in den Ausbesserungswerken und
Lehrlingswerkstätten gebaut. Ein paar wenige Schmuckstücke dieser Art sind noch zu sehen, der Rest steht im Keller.
Anders als früher stehen diese Modelle jedoch arg gedrängt in Vitrinen, die ein ganz entscheidendes Manko haben, nämlich breite, senkrechte
Metallstreben an den Enden und teils auch in der Mitte. Ist es so schon schwierig genug, durch Glasscheiben hindurch zu fotografieren,
geht das nun teils gar nicht mehr. Manchmal gibt es so gut wie keine Beleuchtung und anders herum den Fall, dass Halogenstrahler
extreme Reflektionen erzeugen. Das war früher etwas besser gelöst.
Bedrückend ist auch, dass die früher in der Längsachse drehbaren Lokomotivmodelle nunmehr statisch gedreht ausgestellt werden, und das
mindestens bei einem Fall in einem sehr unglücklichen Winkel.
Beide Schwächen fielen der Tochter des Verfassers sofort auf, obwohl sie die vorherigen Versionen gar nicht kennt. Hier sollte die
Bahn im Interesse eines attraktiven und interaktiven Museums unbedingt nachbessern, zumal das Kind viel Spaß beim Ausprobieren der
Steuerungsmodelle hatte.
Eher ungeschickt: Die alte Modellbahnanlage eines Rangierbahnhofs wurde aufgegeben, die 08/15–Anlage mit
Fleischmann–Modellen aus den 70er Jahren und eigentümlichen Zugmischungen ist jedoch noch im Betrieb.
Raus aus dem eigentlichen Museum, einmal schräg über die Sandstraße, und schon geht es zur Fahrzeughalle II
und dem Freigelände, das direkten Bahnanschluss hat. Das vom „Adler” kommende Gleis weist den Weg.
Himmel hilf! Anscheinend muss die Bahn schwer am Strom sparen. In der zweiten Halle herrscht nämlich - mangels Fenstern oder guter Beleuchtung -
„ägytische Finsternis”. Wer von draußen kommt, erkennt zunächst nur wenig, sei es von der Schnellfahrdampflok 05 001, der E 19
oder der weit attraktiveren E 44.
Leider ist der Fahrzeugplan auf der Website der Museums nicht mehr ganz aktuell. Da soll angeblich statt des Adlers Nummer 2
noch die E 103 001 stehen - diese steht jedoch draußen. Ein schönes Ausstellungsstück, ein klassischer gedeckter Güterwagen
aus Preußen, ist gar nicht aufgeführt.
Die E 19 12 (Baujahr 1940) zeigt die ungeliebten Hoheitszeichen mit Holzkreuzen verdeckt. Das soll die Besucher wohl zur Lektüre
der entsprechenden Infotafel anregen, was jedoch nicht so prima klappt - es wirkt eher experimentell.
Die Rekord–Schnellfahrlok 05 001 (lange Zeit die Weltrekord–Halterin mit 200,4 km/h) wird ohne
die Verkleidungen mit den Rolläden gezeigt. Das ist an sich gut, weil so die beeindruckend großen Treibräder und die anderen Fahrwerkdetails
sichtbar sind. Nur die wenigsten Besucher dürften jedoch den Zweck der noch vorhandenen Halter erkennen. Da wäre ein Vergleichsfoto gut.
[ ± ] Ein Prototyp: die E 03 001.
Das Freigelände - um es gleich zu sagen - ist großartig. Es hat einen direkten Bahnanschluss, damit die Exponate
auch einmal Besuche bei Museumsbahnen machen können. Ende März 2013 waren dort die Prototyp–Ellok E 03 001 und
die V 36 108 zu sehen.
Besonders gut gefielen die zahlreichen ausgestellten Signale, vor allem die bayerischen. Abgesehen davon gibt
es noch einen ehemaligen Güterschuppen, in dem ein Klv 12, ein Kleinfahrzeug der Bundesbahn, steht und allerlei Dinge wie
Weichenstellbänke oder Abfahrtstafeln zu sehen sind. Das ist unbedingt einen Besuch wert! Leider ist es auch da ziemlich dunkel.
Der Verfasser hat schon allerlei Beschwerden von Hobbyeisenbahnern gelesen, die den Umbau von ehemaligen Verkehrmuseum zum
heutigen Bahnmuseum bedauern (dessen Gebäude der Bahn eigentlich gar nicht gehört, das ist jedoch eine andere Geschichte).
Tatsächlich ist es jedoch geglückt, eine ziemlich attraktive Ausstellung zu gestalten. Die Schwächen sind geringer als befürchtet.
Der Eintrittspreis ist mit 5,- € für Erwachsene und 2,50 € für Kinder (Stand 2013) günstig.
Ein Besuch lohnt sich für Eisenbahn–Freunde auf jeden Fall. Die offizielle Website vom
(fremde Seite)
DB–Museum
ist einigermaßen informativ, sodass Sie sich vorab ein Bild machen können.
Anschrift und Anreise
Vom Hauptbahnhof sind es nur wenige Meter bis zur Lessingstraße. Halten Sie sich links und biegen Sie hinter dem Opernhaus
nochmals links ein. Sehen Sie sich die Lage bei (fremde Seite)
Google Maps an.