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Modell–Figuren

Die Farbgebung

Auf den vorherigen Seiten zum Thema waren schon etliche Beispiele fertiger Figuren zu sehen. Das Thema dieser Seite ist die abschließende Detaillierung und Lackierung der Modellfiguren.

Ein Tipp vorab: Wenn Sie die Möglichkeit haben, Ihre Ergebnisse den eigenen Kindern oder denen der Nachbarn vorzuführen - tun Sie es! Kinder sind nach Erfahrung des Verfassers die besten Kritiker, zumal sie schonungslos ihre Meinung sagen. So musste sich der Verfasser schon einmal diesen Kommentar anhören: „Papa, die Hautfarbe ist Murks. Der Mann sieht aus wie ein Zombie.” - und damit hatte sie Recht.

Auch beim Bemalen und Lackieren von Figuren gilt: Ohne Geduld und Übung ist kein Blumentopf zu gewinnen. Die Hinweise dieser Seite helfen Ihnen auf dem Weg zu einer realistisch wirkenden „Bevölkerung” für Ihre Modelleisenbahn im Maßstab 1:22,5.

Im Modellbau–Bereich finden Sie allgemeine Tipps zu Pinsellackierungen.

Abschnitte dieser Seite:

 

Allgemeine Hinweise

Zunächst einmal: Die fertig lackierten Figuren von Preiser sind schon ziemlich bis sehr gut bemalt. Der größte Wermutstropfen ist die nicht immer glückliche Farbwahl. Besonders der häufig anzutreffende, hellblaue Ton der Hemden von Bahnarbeitern und –beamten sowie das dunklere Blau ihrer Jacken sind deutlich zu „knallig” (vergleiche das erste Bild des Abschnitts). Die Gesichter hingegen verdienen fast ausnahmslos das Prädikat „sehr gut”.

Da gerade deren Neugestaltung nicht ganz einfach ist, sollte dieser Teil bei Neulackierungen der Figuren erhalten bleiben, wenn Sie sich die Feinarbeit noch nicht zutrauen.

Das erste Bild der Seite und das zweite dieses Abschnitts beweisen jedoch, dass gerade da noch viel zu holen ist. Beachten Sie bitte bei dem Mann mit Knickerbocker–Hosen und leicht gedrehtem Kopf den leichten Bartschatten, die Varianten der Hautfarbe im Gesicht und besonders um die Augen herum. Die neuen Farbtöne der Kleidung sind fast wie zuvor, nur ein wenig dunkler und gedeckter. Das Original stammt aus der Preiser–Packung „Winkende am Bahnsteig” (Nummer 45084).

Wenn möglich, sollten Sie jede Figur selbst bemalen beziehungsweise lackieren. Bei den hier gezeigten Beispielen geschah dies mit Kunstharz– > Farben von Revell®. Wichtig: Vermeiden Sie unbedingt die originalen Farbtöne aus den kleinen Dosen. Wo immer es geht, sollten Sie sich eine einzigartige Farbe in der benötigten Menge anmischen. Dafür sind die Kronenkorken von Getränkeflaschen gut geeignet. Wenn Sie diese nach dem ersten Auftrag in Frischhaltefolie einwickeln, bleibt die Farbe ein bis zwei Tage verwendbar (für Korrekturen).

Arbeiten Sie lieber mit vielen angemischten Schattierungen ähnlicher Farben statt mit zu vielen Grundttönen. Bei der Damenbekleidung ist ein wenig mehr Vielfalt erlaubt, bei den Männern sollten Sie sich jedoch auf die Grundfarben grau bis schwarz, crème über ocker bis braun und blaue Töne beschränken.

Tipp: Lackieren Sie stets als erstes die Hautpartien und bemalen Sie die Gesichter, so nötig. Das müssen Sie teilweise auch schon machen, bevor Sie Kleidungsteile anbringen.

 

Die Gesichter der Figuren

Es gibt vier mögliche Gründe, warum Ihnen die Neulackierung der Gesichtspartie mit den besonders problematischen Augen nicht erspart bleibt.

  • Sie bearbeiten eine Rohbau–Figur, zum Beispiel aus dem Bausatz „Eva” von Preiser.
  • Sie bearbeiten eine Figur aus der Standard–Serie von Preiser oder ein entsprechendes Produkt aus dem Vertrieb von Pola/Faller®.
  • Es ist Ihnen geglückt, einer Figur mit kosmetischen Operationen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
  • Die originale Bemalung einer Figur stellt Sie nicht zufrieden.

Leider ist genau diese Aufgabe nicht ganz so trivial.

Beginnen Sie mit dem weißen Hintergrund der Augen. Genau genommen: Ganz weiß ist der nicht, es schadet daher nichts, wenn Sie die Farbe etwas brechen. Für die Anbringung der Pupillen brauchen Sie erstens einen geeigneten Farbton, passend zum Typ der Figur, und zweitens einen Pinsel mit einer sehr feinen Spitze. Arbeiten Sie unbedingt unter einer Lupe. Die Lage der Pupillen muss zueinander passen, sonst schielt die Figur. Auch die Höhenlage ist sehr wichtig. Meist sieht es besser aus, wenn die Pupillen ein wenig weiter oben und nicht mittig aufgebracht werden. Beachten Sie auch die Kopfhaltung und Blickrichtung. Wenn die Augen ein wenig zur Seite gedreht sind, wirkt es meist besser.

Warten Sie die Trocknung ab. Dann bringen Sie eine Grundfarbe (Hautton) für das Gesicht auf und beginnen damit, die Wimpern nachzubilden. Verwenden Sie nicht zu kräftige und nicht zu blasse Farben, je nach Typ. Die Wimpern sind außen stärker zu betonen und innen Richtung Nasenwurzel deutlich weniger. Der Verfasser ist mit seinen eigenen Ergebnissen in diesem Punkt auch noch nicht glücklich, aber immerhin ist es selbst gemacht.

Die nächsten zwei schwierigen Punkte sind die Augenbrauen (sie müssen zur späteren Haarfarbe passen, dürfen jedoch ein wenig dunkler ausfallen) und die Lippen. Gerade da geht gerne etwas schief. Die Erfahrung zeigt: Der Farbunterschied zum Rest der Gesichtsfarbe darf nicht zu groß sein, selbst bei Damen, die Lippenstift benutzen. Ein Beispiel sind die Lippen des älteren Herrn auf dem ersten Bild der Seite.

Ein Ratschlag zu den Bartschatten und der Behaarung der Oberarme bei der Figur auf dem zweiten Bild dieses Abschnitts. Erstere lassen sich am besten mit einem nahezu trockenen, sehr kleinen Borstenpinsel auftragen, dessen Farbe Sie vorab auf einem Holzrestchen abbürsten.

Die Armbehaarung entstand ähnlich. Diesmal wurde Schnellschleifgrund mit einem sehr trockenen Borstenpinsel aufgetupft. Nach dessen Trocknung konnte ein wenig Farbe mit einem über den Zeigefinger gespannten Tuch aufgenommen und auf die winzigen Erhebungen aufgerieben werden.

Die Wangen können meist eine etwas dunklere Schattierung vertragen, auch bei den Frauen. Überlegen Sie selbst, welche Gesichtspartien eher dunkel wirken und welche eher hell.

 

Die Haare

Die Figur eines Mannes mit grüner Weste und Seitenscheitel lenkt einen Traktor.
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Die Haare der Modellfiguren sind leider schon wieder ein kniffliges Thema. Das betrifft vor allem zwei Punkte. Frisuren sind wie Kleidung der Mode unterworfen. Wer denkt bei „Pagenköpfen” der Damen nicht an die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts? Zweitens ist die Nachbildung ihrer Oberfläche im Modell nicht ganz trivial. Es gibt jedoch einige Tricks, mit denen sich die Wirkung der Plastik–Modelle deutlich verbessern lässt.

Der zunächst in diesem Abschnitt gezeigte Fahrer des Lanz Bulldog erinnert ein wenig an den Komödianten Jochen Busse - das liegt wohl am Seitenscheitel und am humorlosen Gesichtsausdruck ( zwinker ). Für unsere Belange ist die Gravur der Haare interessanter. Die Figur entstand durch den Tausch zweier Köpfe aus „Güterbodenpersonal” von Preiser (45028).

Die Haare wurden vor der Lackierung mit einem Dreikantschaber und sehr grobem Schleifpapier mit Struktur versehen. Die matte und plastische Wirkung dankt dem fleißigen Modellbauer diese Mühe.

Eine umgebaute Figur trägt eine leere Holzkiste.
[ ± ].

Das zweite Bild des Abschnitts zeigt den Spender der Kopfs - und Empfänger des anderen. Leider „sitzt” die abnehmbare selbst gebaute Holzkiste auf dem Foto nicht ganz richtig.

Versuche mit Watte und Farbe gemischt zur Nachbildung der Haare brachten leider kein gutes Ergebnis. Es gibt - neben der Technik des Gravierens - jedoch noch einen Trick, mit dem Sie arbeiten können.

Halten Sie einen alten Borstenpinsel bereit, wenn Sie die Haare der Figuren anmalen. Während die Farbe antrocknet, ziehen Sie mit dem Pinsel entsprechend dem natürlichen Haarverlauf leichte Riefen in die Farbe. Das sorgt erstens für eine mattere Oberfläche und zweitens für eine auch der Makrofotografie gewachsene Struktur.

 

Die Kleidung

Kommen wir ausnahmsweise zu einem Negativ–Beispiel, das vielleicht bei der Vermeidung typischer Fehler hilft. Als Beispiel möge das Bild der beiden Männer in diesem Abschnitt dienen, die aus zwei Straßenwärtern entstanden. Die Posen sind gut, der Rest ist vermurkst. Zunächst die Situation.

Der politisch engagierte Landwirt trifft am Güterboden des Bahnhofs einen Arbeiter, der gerade Schrott entsorgen will, der sich im Lauf der Zeit angesammelt hat. Der hat sich die Hosen ohnehin schon verschmutzt (auf dem Bild nicht so gut zu erkennen) und hält die rostige Feder darum weit von sich.

Sein Parteigenosse und Freund, der Landwirt, beginnt ihm lebhafte Reden zum Verlauf der letzten Gemeinderatssitzung zu halten. Das passt dem Arbeiter nicht ganz so gut, daher wendet er nur den Kopf zu dem Bauern - schließlich möchte er das rostige Teil schnell loswerden.

Was stimmt hier alles nicht?

  • Die Kleidung des Landwirts, vielleicht mit Ausnahme der Lederweste, ist zu glänzend, vor allem das Hemd. Dessen Farbe ist schlecht gewählt.
  • Sein Hautton ist viel zu rosa. Wer sich viel im Freien aufhält, hat meist eine andere Hautfarbe.
  • Die Hosenbeine beider Männer sind für die Reichsbahn–Zeit (alt) zu eng geschnitten, vor allem die des Bahnarbeiters.
  • Die Hautfarbe des Arbeiters ist viel zu blass - daher auch das oben erwähnte Zitat vom „Zombie”.

Alle anderen auf dieser Seite gezeigten Figuren sind deutlich besser geglückt.

Gegen den zu hohen Glanzgrad ist zum Glück ein Kraut gewachsen, und das heißt Marabu Mattlack (Bestell–Nummer 2303 18 000, Dose mit 400 ml Inhalt). Weitere Infos gibt es auf der Fremde Seite Marabu–Website unter „Produkte > Grafikmaterial & Zubehör”. Revell® bietet den früher erhältlichen Mattlack in kleinen Sprühdosen leider nicht mehr an - der war noch deutlich matter in der Wirkung.

Arbeiten Sie bei der Lackierung der Kleidung stets von innen nach außen. Beginnen Sie mit den tieferen Stellen und dunkleren oder gedeckteren Farben. Je weiter Sie an die Oberfläche kommen, desto heller dürfen die Farben werden. Ausgefräste Röcke oder Ärmel sollten unbedingt zunächst sehr dunkel vorlackiert werden.

 
 
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