Trittstufen sollen der Bequemlichkeit und Sicherheit des Bahnpersonals und
der Fahrgäste dienen. Manches Vorbild–Foto beweist jedoch, dass es auch um ihre eigene Sicherheit zuweilen schlecht bestellt ist.
Leider nämlich sind die Trittstufen samt ihren Haltern ziemlich exponierte Teile,
oder anders herum gesagt: einer erheblichen Kollisions–Gefahr ausgesetzt. Das zeigt
sich bedauerlicher Weise sowohl an verbogenen Vorbild–Konstruktionen wie auch im Modell.
So manche Nachbildung aus Kunststoff am Waggonmodell musste schon dem unvorsichtigen Zugriff Erwachsener
oder gar beherzt zupackenden Kinderhänden weichen.
Selbst bei der Modelleisenbahn im Maßstab 1:22,5 muss noch einiges
Augenmerk auf die Bruchsicherheit und Stabilität vor allem der Halter und ihrer Befestigung gerichtet werden.
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Bei den Trittstufen sind weniger die Plattformen als viel mehr die Halterungen ein Problem.
Das wurde schon bald erkannt und führte beim Vorbild zu speziellen Konstruktionen.
Die Halter einfacher Trittstufen sind mit zwei Nieten durch ein Flacheisen am
Rahmenlängsträger befestigt. Die Stange des Tritts startet mit einem kräftigen,
runden Querschnitt, um sich Richtung Trittstufe allmählich zu verjüngen.
Diese Bauweise wurde wegen der langen Hebelwege nötig. Wird die Trittstufe durch das
Gewicht eines Benutzers belastet, ergeben sich ganz erhebliche Kräfte in Nähe der Befestigung.
Diese Probleme entstehen auch bei der Modellbahn. Zum Einen muss die Befestigung einer Trittstufe
gut halten. Zum Anderen soll der Halter - also die Verbindung von der Befestigung zum
eigentlichen Tritt - sich weder verbiegen noch abbrechen können, und zu guter Letzt
soll die Ausführung noch Vorbild–entsprechend zierlich wirken.
So eine Ausführung lässt sich in Nenngröße IIm
noch ohne Probleme mit konischer Haltestange bauen - aber selbst für gehobene Ansprüche geht es auch etwas einfacher.
Lesen Sie bitte vorab auch die Ausführungen zum Thema „Metall und Kunststoff verbinden”
auf der Seite zum Thema Wagenkastenstützen.
Diese Tipps lösen nämlich zumindest schon einmal das Problem der stabilen Befestigung. Wie steht's aber mit der eigentlichen Trittstufe?
Da gibt es zunächst einmal verschiedene Bauweisen. Diese unterscheiden sich vorwiegend
durch die Art, wie und wo der Halter angebracht ist: vor oder hinter dem Rahmenlängsträger
oder der Pufferbohle. Ein weiteres Unterscheidungs–Merkmal ist das Profil der Stange.
Tipp: Die Halter für die Trittstufen sollten Sie grundsätzlich aus Metall bauen,
es sei denn, die Vorbild–Konstruktion selbst besteht aus massiven Platten oder ist vergleichbar stabil.
Die dritte Abbildung des Abschnitts zeigt eine typische Bauform. Das Profil der Haltestange ist im
Wesentlichen rund. Beim Bau gehen Sie am besten wie folgt vor.
Bearbeiten Sie zunächst das ausgeglühte Ende eines Stücks Messing–Rundmaterial
mit einem Durchmesser von 1,5 mm. Klopfen Sie es auf einer
Metall–Unterlage flach, und zwar so, dass es zur Spitze hin immer flacher wird. Das
geht am besten mit einem 50 g–Hammer auf einem Amboss (oder Ersatz dafür).
Dieses Ende wird dadurch sehr viel breiter und flacher werden. Feilen Sie zunächst die breiten Ober– und
Unterkanten flach. Anschließend werden die Seitenflächen bearbeitet, sodass sich ein
rechteckiger Querschnitt ergibt, der fast gleichmäßig breit ist und zum Ende hin an Höhe verliert.
Biegen Sie nun die untere Kröpfung des Halters, die später direkt hinter der Trittstufe
liegen wird. Dann löten Sie die aus Metall angefertigte Stufe auf. Wichtig: Die Stange muss genau
gerade und (fast immer) genau in der Mitte der Stufe liegen. Zu deren Anfertigung später mehr.
Anschließend folgt auch die obere Biegung. Achten Sie bei mehreren Trittstufen, beispielsweise
rechts und links, genau darauf, dass die Winkel und Längen identisch ausfallen. Achten Sie auch darauf,
dass das untere und obere, waagerechte Teil - von oben gesehen - in einer Flucht sind.
Dann wird - jetzt kommt ein Trick - die Aufspannplatte angefertigt. Sie erhält beispielsweise
drei Bohrungen: eine große für den Halter und zwei weitere, kleine für die Imitationen der
Niet– oder Schraubverbindungen. Feilen Sie die Enden der Platte rund und löten Sie die
Platte auf die Haltestange. Ein Stück der Stange bleibt auf der Rückseite stehen, es dient
später als hauptsächliche Klebefläche oder Führung beim Löten.
Am Rahmenlängsträger wird (in diesem Beispiel) ein passendes Loch gebohrt. Danach erst folgen -
bei eingesetztem Hauptstift - die Bohrungen für die Nietimiationen, die gleichzeitig für zusätzliche
Verbindungsfläche sorgen und die Stufe gegen seitliches Verdrehen sichern.
Bei kleinen, einfachen Trittstufen bietet sich als Material Messingblech mit einer
Stärke von 0,4 bis 0,5 mm an. Noch besser
ist Neusilber, weil es bei Kratzern silbrig statt golden glänzt und stabiler ist. Da
genügen dann auch 0,3 mm.
Die Aufstiegstritte haben und hatten oft an der Rückseite ein kurzes, nach oben abgewinkeltes
Stück. Es soll verhindern, dass der Schuh des Benutzers nach hinten durch oder abrutschen kann -
was vor allem bei Nässe und Glätte auch eine sinnvolle Maßnahme ist. Die Vorderkante hingegen
wird oft - um scharfe Kanten zu vermeiden - am Anfang leicht nach unten gewölbt ausgeführt.
Solche Knicke mit einem sehr kurzen Schenkel lassen sich nicht gut biegen, auch
im Schraubstock nicht. Die Gefahr ist zu groß, dass das Teil aus den Backen heraus
springt. Wenn Sie es doch versuchen wollen - feilen Sie zunächst an der Biegestelle
innen mit einer diagonal gehalteten Vierkant–Feile eine Nut vor.
Es ist besser, die Biegungen an einem längeren Streifen vorzunehmen und erst danach die eigentliche Trittstufenfläche abzulängen.
Andere Ausführungen haben an der Rückseite einen kleinen, aufgeschweißten oder
–geschraubten Winkel. Der lässt sich leicht aus einem Winkelprofil von 1 ×1 oder
1,5 × 1,5 mm nachbilden und auflöten.
Bei dieser Bauweise stellt sich jedoch ein anderes Problem. Um die Stärke des unter der
Trittfläche liegenden Schenkels auszugleichen, muss der Halter angepasst werden - was umständlich
werden kann. Daher ist im Zweifelsfall ein hinten senkrecht an den Tritt gelötetes Rechteck–Profil die bessere Wahl.
Manche Trittbleche haben auch eine geriffelte Oberfläche. Sie kann - ein passendes Ätzteil voraus gesetzt - auch im Modell angefertigt werden.
Trittstufenhalter mit Flacheisen haben gegenüber solchen mit einer zunächst im
rechten Winkel nach außen führenden Stange einen konstruktiven Nachteil (zumindest
im Modell). Der hintere Überstand der Stange steht nicht als zusätzliche Löt– oder Klebefläche zur Verfügung - und genauso wenig als Führung.
Das zweite Manko: Werden die Haltestreifen mit rechteckigem Profil aus Messing gebaut,
sind sie bei maßstäblicher Ausführung recht empfindlich gegen Verbiegen. Das
wäre an sich kein Problem, da sie ja auch wieder gerade gebogen werden können.
Wenn die Trittstufen–Teile aber nur lackiert wurden, sind bei solchen Beschädigungen
Lack–Abplatzer unvermeidlich. Trittstufen und andere exponierte Teile sollten daher
vor der Anbringung und späteren Lackierung unbedingt brüniert
werden. Lackschäden fallen dann kaum noch auf.
Tipp: Wenn Sie eine wirklich stabile, mechanische Befestigung für solche
Halter bauen wollen, dann bilden Sie die Nietimitations–Stifte aus Stückchen einer
Gewindestange M1 oder M1,2 nach. Die Halter können so hinter
der Pufferbohle oder dem Rahmenlängsträger mit Muttern gesichert werden.
Bei den Aufstiegstritten von Reisezugwagen, den langen Trittstufen unter den
seitlichen Ladetüren von Pack– und Güterwagen oder gar Wagen mit durchgehenden
Laufbrettern brauchen Sie sich um die Stabilität etwas weniger Sorgen zu machen.
Mehr Kummer bereitet es, zwei oder gar mehr Halter so auszurichten, dass deren Enden für die
Trittstufen–Fläche exakt in gleicher Höhe und Entfernung vom Rahmenlängsträger liegen.
Daher empfiehlt sich in solchen Fällen eine andere Baureihenfolge. Bringen Sie zunächst alle Halter
einer Gruppe am Fahrwerk an, ohne diese am äußeren, unteren Ende zu biegen.
Dann wird das Fahrwerk überkopf auf eine ebene Unterlage gelegt. Jetzt kann mit
einem Klotz oder Profil in passender Höhe zunächst die Auslenkung (Entfernung zum
Rahmenlängsträger) justiert werden, bis alle Punkte auf der Höhe der geplanten
Biegung genau parallel zum Rahmenlängsträger sind. Dadurch sollten auch alle Winkel halbwegs gleich sein.
Im nächsten Schritt werden die Enden der Halter dann an der Kante des Klötzchens
vorgebogen. Damit ergeben sich Biegepunkte an genau der selben Stelle.
Nun biegen Sie die Enden mit der Zange so weiter, dass diese am Ende alle genau waagerecht und ohne Luft auf dem Richtklotz liegen.
Zum Schluss wird dann die Trittstufe aufgelötet oder - bei Holz oder Polystyrol -
aufgeklebt. Beim Löten von Laufbrettern sollten Sie lieber nicht
mit der Flamme arbeiten. Die thermische Ausdehnung bei der Erwärmung kann nach dem Erkalten zu schräg stehenden Haltern führen.
Eine Grundregel der Statik besagt, dass die stabilste geometrische Form das Dreieck ist.
Das kann so weit gehen, dass durch ein Dreieck anstelle einer Geraden sogar Gewicht beziehungsweise Material eingespart werden kann.
Trittstufenhalter wurden und werden daher zuweilen mit diagonalen Versteifungen versehen.
Die Skizze zeigt so ein Beispiel. Der senkrechte Halter an der Pufferbohle besteht aus einem
Flacheisen mit relativ dünnem Querschnitt. Die Gefahr des Verbiegens ist groß. Die Winkelstütze,
die vom unteren Ende des Halters diagonal zur Unterkante des Rahmenlängsträgers führt, sorgt für die nötige Stabilität.