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Vorbild: Wagen

Statistische Verteilung

Für den vorbildorientierten Modellbahner sind statistische Informationen wichtig, zum Beispiel die Verhältnisse der Stückzahlen einzelner Wagentypen im Vergleich zueinander. Das betrifft Vorbild und Modell.

Sofern nicht gerade eine ICE–Strecke nachgebildet wird, sollten Triebfahrzeuge, Personen– und Güterwagen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Dabei können natürlich besondere Situationen Abweichungen vom Standard plausibel machen. So wird bei einer Bahnlinie, die vorwiegend dem Tourismus dient, eine höhere Zahl an Personenwagen als woanders zu finden sein. Aber auch die Ausflügler möchten am Ziel essen und trinken, im Winter im Warmen sitzen, wozu es Brennstoff braucht, und die Gasthäuser benötigen ebenfalls Güter.

Hier finden Sie ein paar Informationen und Statistiken, die Ihnen beim Beschaffungsplan für Ihre Modelleisenbahn nützlich sein können.

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Güterwagenpark der K.W.St.E. 1911

(Quelle: „Lade–Maß”, Jochen Frickel / Ulrich Lieb, „Modelleisenbahner” 4 / 2001, Seite 49).

Die folgende Tabelle zeigt den Güterwagenbestand der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen zum 1. April 1911. Die dritte Spalte gibt den prozentualen Anteil der Typen an, die vierte die Stückzahl, wenn die kleinste Stückzahl als Basis der Kürzung verwendet wird.

Bezeichnung Stück Anteil gekürzt
Bedeckte Güterwagen 6.30151,63 %1.260,2
Offene Güterwagen 2.52020,65 %504,0
Arbeitswagen 1.2149,95 %242,8
Rungenwagen 8617,06 %172,2
Holzwagen 7085,80 %141,6
Salzwagen 1931,58 %38,6
Latrinenwagen 1030,84 %20,6
Kesselwagen 870,71 %17,4
Bierwagen 770,63 %15,4
Privateigene Güterwagen 440,36 %8,8
Schienenwagen 350,29 %7,0
Viehwagen 300,25 %6,0
Kühl– oder Bierwagen 130,11 %2,6
Zichorienwagen 120,10 %1,4
Tiefladewagen 50,04 %1,0
Summe12.203  2.440,6

Wenn Sie nur die gekürzten ersten fünf Wagentypen nehmen, müssten Sie auf Ihrer Modellbahn rund 2.300 Wagen haben, ehe Sie den ersten Tieflader anschaffen dürften. Ihr Fachhändler sollte nicht zu früh jubeln! Jetzt wird das Ergebnis angepasst.

 

Anpassung der Statistik

Trau' keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast” - auf geht's. Zunächst einmal werden die Wagentypen in weniger Gruppen gegliedert und einige Spezialwagen weg gelassen, was die nächste Tabelle zeigt.

Bezeichnung Stück Anteil gekürzt
Bedeckte Güterwagen 6.30153,17 %210,0
Offene Güterwagen 2.52021,26 %84,0
Arbeitswagen 1.21410,24 %40,5
Rungen–, Schienen–, Tieflade–Wagen 9017,60 %30,0
Bier– und Kühlwagen 7085,97 %23,6
Drehschemelwagen 900,76 %3,0
Kesselwagen 870,73 %2,9
Viehwagen 300,25 %1,0
Summe11.851  395,0

Das sieht schon ein wenig freundlicher aus. Vielleicht kommen noch betriebliche Zwänge hinzu. Auch bei einem kleinen Frachtaufkommen möchte der Tourist Bier trinken. An einem Bierwagen führt also kein Weg vorbei, es sei denn, die Fässer werden in einem gewöhnlichen „Gedeckten” transportiert. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Bierwagen aus der Statistik herausfallen kann. Das sei auch von Kessel– und Viehwagen angenommen.

 

Nehmen wir solche Spezial–Wagen also aus der Statistik heraus wie in der nächsten Tabelle.

Wagentypen Stück Anteil gekürzt
Bedeckte Güterwagen 6.30154,11 %18
Offene Güterwagen 2.52021,64 %7
Arbeitswagen 1.21410,43 %3
Rungen–, Schienen–, Tieflade–Wagen 9017,74 %3
Drehschemelwagen 7086,08 %2
Summe11.644  33

Nun haben die Drehschemelwagen die kleinste Stückzahl. Da diese stets nur paarweise fahren, müssen jeweils zwei eingesetzt werden. Damit kommen Sie auf Ihrer Kleinbahn mit 36 Güterwagen aus (33 aus der Liste und je ein Bier–, Kessel– und Viehwagen).

Es sollen noch weniger sein? Bitte sehr, betrachten Sie auch den zweiten Drehschemelwagen als Sonderfall, kommen Sie mit 20 Wagen aus. Da jubelt der Fachhändler höchstens noch verhalten. Wenn Sie auf hochwertige Selbstbau–Modelle Wert legen, haben Sie dafür umso mehr Grund zur Freude, denn 20 Wagen zu bauen ist natürlich weniger Arbeit als 36. Außerdem werden auch etwas weniger gedeckte Güterwagen immer noch plausibel wirken.

 

Verhältnisse mit Loks, Personen–, Pack– und Güterwagen

Bisher war die Rede nur von Güterwagen, die auch die größere Bedeutung haben oder zumindest hatten, bis der LKW–Verkehr an Bedeutung gewann. Welche Rolle spielen Personenwagen und Triebfahrzeuge? Der Fahrzeugbestand der DRG von 1937 zeigt dies, hier wieder als Tabelle.

Fahrzeugtypen Stück Anteil gekürzt
Lokomotiven20.7112,96%11,8
Triebwagen1.7620,25%1,0
Personenwagen64.4899,21%36,6
Packwagen19.9832,85%11,3
Güterwagen574.99982,13%326,3
Bahndienstwagen18.1322,59%10,3
Summe700.076  397

Bevor der erste Personenwagen auf Ihrer Anlage rollt, müssten also schon 8,5 Güterwagen da sein. Bei dieser Statistik fällt auf, dass die Triebwagen die gekürzten Ergebnisse hochziehen. Werden diese ignoriert, ergibt sich ein für Modellbahnen günstigeres Bild (siehe folgende Tabelle) - allerdings dürften Sie dann nur eine Lokomotive einsetzen.

Fahrzeugtypen Stück Anteil gekürzt
Lokomotiven20.7112,97%1,1
Personenwagen64.4899,23%3,6
Packwagen19.9832,86%1,1
Güterwagen574.99982,34%31,7
Bahndienstwagen18.1322,60%1,0
Summe 700.076   38,5

Diese Zahlen dürften gut zu Kleinbahnen passen. Die Güterwagen lassen sich nun leicht nach der Tabelle aus dem letzten Abschnitt aufteilen.

 

Zusätzliche Kriterien

Niemand muss sich sklavisch an solche Vorgaben halten. Eine plausible Darstellung wirkt im Modell jedoch überzeugender als eine bunte Mischung „exotischer” Fahrzeuge. Ebenso klar ist, dass Sie bei einem Sägewerk mit Bahnanschluss eher Schienen–, Rungen– und Drehschemelwagen benötigen werden als gedeckte Güterwagen (es sei denn, es gibt dabei auch eine Möbelfabrik).

Die vorhin erwähnten Sonderfälle sind auch stets eine gute Rechtfertigung für einzelne Sonderwagen. So wird eine Dieseltankstelle wohl kaum mit einem gedeckten Güterwagen mit Kraftstoff in einzelnen Blechfässern beliefert werden.

Selbst wenn Ihr Personenzug nur drei Wagen hat: Einen Packwagen werden Sie trotzdem brauchen.

Und schließlich gilt: „Erlaubt ist, was gefällt”.

Wenn Sie die Nase von Zahlen immer noch nicht voll haben: Bei Schmalspurbahnen der Deutschen Reichsbahn (alt) sah die Situation 1935 anders aus als im Gesamtmittel. Zahlen dazu finden Sie bei Fremde Seite Epoche II. Beispielsweise gab es im Verhältnis zu Regelspurbahnen mehr offene und Bahndienst– als gedeckte Güterwagen. Wegen der engen Gleisradien ist der Anteil vierachsiger Wagen deutlich höher (mittlere Achsenzahl etwa 3,5).

Von Interesse könnte auch die große Stückzahl DRG–eigener LKW mit mehr als 1,5 t Zuladung sein (1935: 2.117). Ohne Straße ging es also auch damals schon nicht.

 
 
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