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Vorbild

Die Junkers Ju 52/3m „Berlin Tempelhof”

Während der Sommermonate arbeitet der Verfasser in Frankfurt am Main bei offenem Fenster. Zuweilen ertönt vom Himmel plötzlich ein zunächst leises, typisches Dröhnen, das Computer, Arbeit und alles andere vergessen läßt. Schnell hinaus auf die Straße!

Ja - richtig gehört! Das Geräusch verstärkt sich zu einem sonoren, kräftigen Brummen. Und schließlich kommt das Flugzeug, beleuchtet von einer schon tief stehenden Sonne, ins Blickfeld. Unverkennbar die Spalt–Flügel, der silbrige Glanz und die drei Stern–Motoren mit den schützenden Blechringen. Die Ju 52/3m „Berlin Tempelhof” der Fremde Seite Deutsche Lufthansa Berlin–Stiftung (DLBS) ist wieder einmal im Rhein–Main–Gebiet zu Besuch.

Die DLBS war so freundlich, uns hier die Wiedergabe einiger Fotos aus dem eigenen Archiv zu gestatten.

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Ein bewegtes Leben: die Geschichte

Die Ju 52/3m „Fritz Simon” wurde im April 1936 von der Deutsche Lufthansa AG mit dem Kennzeichen D-AQUI in Dienst gestellt. Ihr sollte ein wechselvolles Leben beschieden sein.

Schon im Juli wurde sie nach Norwegen verkauft, wo sie Schwimmer und ihren zweiten Namen erhielt. Ab 1940 versah die erbeutete Maschine als „Kurt Wintgens” in Deutschland ihren Dienst, um nach der Kapitulation wieder nach Norwegen zurück zu kehren. Dort wurde aus zwei Ju 52/3m ein Flugzeug zusammen gebaut, das bis 1956 im aktiven Flugdienst war. Darauf folgte die Ausmusterung.

Der Weg der „Tante Ju” führte sie 1957 zu einer Fluggesellschaft nach Ecuador, die sie für Passagiere und Fracht einsetzte. 1963 war die „Amazonas” (das war ihr vierter Name) allerdings trotz weniger Flugstunden in einem bedauerlich schlechten Zustand und wurde beim Flughafen von Quito abgestellt.

Sechs Jahre später entdeckte der amerikanische Flieger Lester Weaver sie dort, kaufte sie auf und sorgte für eine Instandsetzung. Das Flugzeug erhielt jedoch keine reguläre Zulassung.

Ab 1975 zog die Junkers–Maschine unter dem Namen „Iron Annie” mit dem amerikanischen Besitzer Martin Caidin von Flugschau zu Flugschau. Der hatte ihr 1976 bei einer Grund–Überholung auch neue Pratt & Whitney–Motoren spendiert.

Im Dezember 1984 landete sie in Deutschland - nach fast vierzig Jahren wieder im Besitz der Lufthansa AG. Sie sollte beim 60. Marken–Jubiläum der Lufthansa im Januar 1986 das Traditions–Bewußtsein des Hauses symbolisieren - und zwar flugfähig! Dass die Ju 52 noch etwas zu leisten vermochte, hatte der abenteuerliche Heimflug von 8.000 km bewiesen.

Quelle: DLBS.

 

Vom Schatten ans Licht: die Instandsetzung

Flugzeug in der Dämmerung als Schattenriss von der Seite.
[ ± ]. [ b ]. Foto: DLBS.

Ursprünglich sollte die Junkers Ju 52/3m wieder genau in den historischen Zustand zurück versetzt werden. Dann traten aber Bedenken auf. Einerseits stellte sich heraus, dass die Schäden beziehungsweise Mängel doch gravierender waren als zunächst angenommen. Wegen nicht mehr vorhandener Produktions–Techniken und den heute üblichen Sicherheits–Standards wurde beschlossen, das Flugzeug mehr oder minder neu aufzubauen.

Wer sich auch nur an der Restaurierung eines kleinen Motorrads versucht hat, kann erahnen, was das bedeutete. Die gesamte Elektrik mußte erneuert und ein spezielles Wellblech angefertigt werden. Das Cockpit wurde vollständig neu ausgestattet und instrumentiert.

Dazu kamen noch die Musterprüfungen, Flugerprobungen und Zulassungs–Arbeiten, die praktisch der Freigabe für einen neuen Flugzeug–Typ gleich kamen. Die Original–Unterlagen des Luftfahrt–Bundesamtes waren irgendwann in den Nachkriegs–Jahren verschwunden.

Schließlich war es soweit - nach 16 Monaten intensiver Arbeit. Die nun „Berlin Tempelhof” genannte Maschine mit dem historischen Kennzeichen D-AQUI und dem amtlichen D-CDLH startete zu ihrem „Erstflug”.

Versetzen Sie sich einmal in die Lufthansa–Techniker, als diese die Motoren endlich starten hörten (Quelle des folgenden Tondokuments: DLBS).

  Textbeschreibung der Audio–Datei.
  Audio: Starten der Motoren der Ju 52 (MP3, 160 kB).

 

Nehmen Sie Platz und genießen Sie den Flug

Ju 52 von der Seite im Flug über einem Waldstück.
[ ± ].  [ b ].  Foto: DLBS.

In den Sommer–Monaten bietet die Deutsche Lufthansa Berlin–Stiftung die Möglichkeit zu Rund– und Streckenflügen. Erstere werden 2009 zum Beispiel ab Berlin, Bremen, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Lübeck, München, Nürnberg und Stuttgart angeboten werden. Der aktuelle Flugplan erscheint jeweils im März und kann über die Fremde Seite DLBS bezogen werden.

Preisbeispiel (2012): Ein 30–minütiger Rundflug kostet 199,- Euro.

 
 
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