Hauptseite zum „Tag des offenen Denkmals” in Dischingen
Am zweiten Sonntag im September findet traditionell der „Tag des offenen Denkmals” statt.
Wie schon auf der Hauptseite geschrieben, treffen sich dazu im Denkmal–geschützten Bahnhof allerlei
„angefressene” Hobbyeisenbahner. Sie wissen nicht, was das für Leute sind?
Einige Freunde der Fremde Seite
Härtsfeld–Museumsbahn (HMB) sind eine ganz besondere, jedoch nicht untypische
Art der Modelleisenbahner, die auch das Vorbild lieben. Die hier erzählte Geschichte belegt das recht deutlich.
Wir berichten von kühnen Handwerksmaßnahmen, historischen Funden auf Feldwegen und in Vorgärten, der vergeblichen
Hoffnung auf eine verschollene Dampflok und verdorbenem Käse. So geschehen anno 2009 und
vom Chronisten ebenso sorgfältig aufgezeichnet wie alles andere
.
Abschnitte dieser Seite:
Das Fieber begann, als Werner Kuhn, seines Zeichens Vorsitzender der HMB, eine typisches Gespräch der „angefressenen”
Modellbahn–Freunde mit anhörte. Dabei drehte es sich um die korrekte Nachbildung der Gleise der ehemaligen Härtsfeldbahn und
um die Form der Schienennägel.
„Schienennägel
”, so meinte er anschließend ebenso gelassen wie großzügig, „Schienennägel könnt Ihr haben.
In den Wänden an der Treppe zum Keller und in den Kellerwänden stecken noch einige. Wir haben genug davon in Neresheim.
”
Die „Angefressenen” durchdachten diese Antwort kurze Zeit, ohne etwas zu sagen. Schließlich fragte einer der Mutigeren:
„Bedeutet das, dass wir die haben dürfen?
”.
Das „Gewiss!
” als Antwort war noch nicht verhallt, da stürzten die üblichen Verdächtigen - zunächst ohne passendes
Werkzeug - Richtung Kellertür.
Wenige Minuten später und mit erheblich viel mehr Schmutz auf der Kleidung erschienen die Schatzjäger samt ihrer Beute wieder am Tageslicht.
Mit je einem originalen Schienennagel und einem Wandhaken - passend zur noch etwas kleineren Tochter des Verfassers - betraten sie
überaus erfreut den Bahnhofsvorplatz. Zum Glück hielten sich die angerichteten Schäden am Denkmal–geschützten
Keller in Grenzen, wenn auch noch ein Hammer und anderes „schweres Gerät” eingesetzt wurden.
Das musste natürlich sofort dokumentiert werden, und so entstand das zweite Bild dieses Abschnitts mit fido, „Flachschieber”,
der Tochter des Chronisten, „Max 25 km/h” sowie Dieter Schiede.
[ ± ] Eine originale Schwelle.
Der Erfolg brachte „Flachschieber” (Marco) gleich in's Grübeln. Wo ein Schwellennagel ist, wird eine Lok nicht weit sein -
so etwa waren wohl seine Gedanken. Also zog er aus Richtung Süden und folgte listig der durchaus gut sichtbaren ehemaligen Trasse der
Härtsfeldbahn Richtung Bayern. Seine stille Hoffnung war es wohl, in einer Scheune am Wegesrand eine bisher unentdeckte Lok zu
finden. Nachdem kürzlich eine geeignete Schwesterlok in Finnland und vom Verfasser in anderem Zusammenhang eine in Spanien
entdeckt worden war, klang das gar nicht so abwegig.
[ ± ] Schiene als Zaunpfosten.
Diese Hoffnung sollte sich - leider - nicht erfüllen. Dennoch war dem detektivischen Spürsinn Erfolg gegönnt. Des Fachmanns Blick
fiel auf dem Weg entlang der ehemaligen Trasse zuweilen auf den Boden, und da fanden sich tatsächlich noch originale Schwellen
der ehemaligen Strecke (siehe erstes Bild des Abschnitts). Eine solche wurde flugs mangels besseren Geräts mit einem Esslöffel
freigelegt, um die Maße zu nehmen. Verstehen Sie jetzt, was mit „angefressen” gemeint ist?
Marco folgte also frohen Mutes dem Weg, bis er auf die bezeichnende Straße „Am alten Bahnweg” stieß, die inzwischen
auf der alten Trasse verläuft. Schon der erste Vorgarten brachte die nächste Entdeckung in Form von Schienen, die als
Zaunpfosten „missbraucht” werden und teils sogar von einer abgebauten Weiche stammen.
Der Guss–Stempel gibt allerdings Rätsel auf. Die Strecke wurde 1900 eröffnet. Wie kommt dann ein Profil von 1901 dahin?
[ ± ] .
Denkmalgeschützte Wand.
Schon 2006 - als die Güterboden–Tore noch ohne Übung das erste mal „aufgebrochen” wurden - staunten die
Aussteller nicht schlecht über die Fülle originaler Fundstücke.
Dazu gehört neben der Sackkarre und Waage auch die Denkmal–geschützte Wand des Güterbodens,
die auf dem ersten Bild des Abschnitts zu sehen ist. Sehr interessant sind die hingekritzelten Berechnungen der Frachtarbeiter,
nicht minder jedoch die zwei Hinweise. Der obere Zettel ist von 1922 („Das Mitbringen von Hunden in die Güterschuppen ist
verboten”), der untere von 1920 („Das Rauchen ist hier nicht gestattet”). Das reizt förmlich zur Nachbildung im Modell.
Sie können sich daher hier eine PDF–Datei mit den Schildern
herunter laden (knapp 8 kB) und diese ausdrucken. Für den „Gilb” empfiehlt sich beim Ausdruck auf einem Laserdrucker
eine Behandlung mit schwarzem Tee oder stark verdünnten Wasserfarben. Wenn Sie keinen Laserdrucker haben, tut es auch eine
Fotokopie in guter Qualität oder ein Ausdruck aus dem Copyshop.
Zufällig suchte der Verfasser am gleichen Tag der Schwellennagel–Aktion noch im Holzvorrat unter der Güterboden–Rampe
nach einem geeigneten Brettchen als Unterlage. Dabei fiel ihm das auf dem zweiten Foto des Abschnitts gezeigte Kistenstück in die
Hand. Da musste flugs die Lesebrille her. Aha! Der Versandzettel einer Käseverwertungs–Genossenschaft aus dem Jahr 1952.
Dieser historische Fund wurde allerdings Jürgen Ranger für das Archiv und Museum der Bahngesellschaft überlassen.
Dass die Empfänger–Adresse in Göppingen und nicht auf dem Härtsfeld liegt, wurde von Jürgen Ranger humorvoll kommentiert (siehe Kasten).