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Michael Meinhold - ein Nachruf und Rückblick

Am 4. Januar 2009 starb Michael Meinhold nach einer Erkrankung kurz vor seinem 62. Geburtstag.

Die deutsche Modellbahnszene und die Freunde der großen Eisenbahn verlieren damit einen bedeutenden und großartigen Autor, Redakteur und Motor des Hobbys. Hier folgt ein persönlicher Nachruf.


Michael Meinhold lernte ich 1985 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg kennen. Er war damals noch Chefredakteur der Zeitschrift Fremde SeiteMiba (eine Abkürzung für „Miniaturbahnen” und wahrscheinlich dem ältesten Modellbahn–Fachblatt Deutschlands). Ich stellte zum ersten Mal aus und hatte gleich die Frechheit, 1.200,- DM (umgerechnet rund 600 €, aus heutiger Sicht eher 800) für ein winziges H0–Waggonmodell aufzurufen.

Das war genau das Richtige für Michael - die Provokation schlechthin. So kam ich zu einem ersten Händedruck, ein paar humorig gewechselten Sätzen und einem prima Messebericht in der Miba.

Zwei Jahre später klingelte das Telefon. Michael Meinhold lud mich ein, ihn in Nürnberg zu besuchen, er habe etwas mit mir zu besprechen. Es war Winter, und schließlich saßen wir in bequemen Sesseln bei einem wärmenden Cognac. Der sorgte auch schnell zumindest für das von Michael sehr geschätzte „Patrizier–Du” („Thomas, was halten Sie von ”).

Ein kurzer Blick in die Regale und auf die Tische offenbarte mir schon eine seiner größten Leidenschaften: Kursbücher, besonders solche der Epoche 3. So verwundert es kaum, dass ich wenige Tage nach meinem Besuch bei „mm” als Geschenk von ihm das großartige Buch „Netzkarte” von Sten Nadolny im Briefkasten fand (Rezension siehe Fremde Seite Amazon).

Im Laufe des Abends wendete sich das Gespräch dem eigentlichen Thema zu. Geplant war eine neue Modelleisenbahn–Fachzeitschrift. Diese Zeitschrift sollte anders und in einigen Punkten besser sein als andere. Da war ich nun doch erstaunt, denn der Markt war auch vor mehr als 20 Jahren schon gut besetzt.

Im Dezember 1987 erschien die Null–Nummer von „Bahn & Modell”. Schon bald stellte sich heraus, dass dieses Blatt im breiten Markt jenseits von Willy Kosaks „HP1” in der Tat etwas ganz besonderes war. Das lag auch an den hochkarätigen Autoren wie Stefan Carstens, Bernd Zöllner oder Jan Bruns, Hermann Hoyer, Wolfgang Diener und und und  Schon das dritte Impressum las sich wie ein „Who's who” der Modellbahnzunft.

Es lag zum großen Teil auch am sicheren und unverwechselbaren Stil von Michael Meinhold. Nicht nur seine humorvollen, aber stets sauber pointierten Texte, sondern auch die Themenwahl passend zu Trends und Zeitgeschehen ließen seine Editorials und Titel schnell Kultstatus erlangen. Er hatte es auch geschafft, so viele Prominente an den Redaktionstisch zu bringen. Sein Vorbild–Schwerpunkt lag bei Vorbild–Zugbildungen.

Zurück zu jener kalten Winternacht mit Cognac und Kursbuch. Michael fragte mich, ob ich mir eine Mitarbeit an dem neuen Blatt vorstellen könne. Ich war absolut überrascht, da ich in der Branche damals noch ein nahezu unbeschriebenes Blatt war. Das Angebot ehrte mich und versprach spannende Zeiten, also sagte ich zu.

Das Foto entstand 1988 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Peter Sigling und ich hatten an diesem Tag zwar viele wichtige Termine, der wichtigste war jedoch, den Termin mit dem Chefredakteur des „Model Railroader” nicht zu verpassen.

Michael wusste es mit Humor zu tragen, dass wir Übeltäter zu einem ganz wichtigen Zeitpunkt dieser Messe kein Blitzgerät dabei hatten. Da fand eine Art „Gipfeltreffen” der Waggon–Fachleute in der Branche statt. Gibt's kein Bild, wird das eben mit Witz in Textform geschrieben.

Eine Besonderheit des Blatts war, dass die Menschen hinter den Modelleisenbahn–Produkten stets auch eine Rolle spielten. Gegen einige Widerstände setzte Michael Meinhold durch, dass Fotos der Vermarkter und Konstrukteure, Leiter und Hilfskräfte in „Bahn & Modell” erschienen.

„Bahn & Modell” wurde 1990 - aus meiner Sicht unverständlich - eingestellt. Immerhin hatte das Team es bis dahin bei den Verkaufszahlen geschafft, das Blatt in die Spitzenränge zu bringen.

In diesen Jahren hatte ich regelmäßig und viel Kontakt mit Michael. Wir waren uns nicht immer einig, konnten aber stets gemeinsam lachen. Und so werde ich ihn auch in Erinnerung behalten: fröhlich, heiter, bei Bedarf ernst und stets kompetent - und mit einem Herz für kleine Leute. Ich weiß auch, was er zu diesem Nachruf sagen würde: „viel zu lang!”.

Thomas Hey'l

 
 
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