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Vorbild: Gleise

Einleitung

Über Gleise, Schienen, Bettungskörper und verwandte Themen ist schon viel geschrieben worden. Das Bekannte soll hier nicht noch einmal wiedergekäut werden, mit Ausnahme einiger wichtiger Punkte.

Die Seiten dieses Bereichs betreffen Vorbild und Modell zu gleichen Teilen. Die wohl wichtigste Information dieser Seite dürfte die Übersicht gängiger Schienenprofile und Spurweiten sein.

Abschnitte dieser Seite:

 

Grundsätzliches

Gleise (früher: „Geleise”) sind der Verbund von Schienen, Schwellen und Befestigungsmaterial. Eine Schiene ist eigentlich nur der einzelne Strang, wenn auch im allgemeinen Sprachgebrauch (besonders bei Modellbahnen) Schiene und Gleise oft als Bedeutungs–gleiche Begiffe verwendet werden.

Alte Gleisanlagen lassen sich noch gut im Vorbild studieren - „noch” gut, weil immer mehr Nebenstrecken und Kleinbahnen aussterben. Glücklicherweise sind jedoch zahlreiche Fotos erhalten, die dem Modellbahner wertvolle Hinweise auf das Zusammenspiel von Landschaft und Bahnbauten geben können. Wer eine realistisch wirkende Modellbahn aufbauen möchte, wird kaum um ein solches Vorbildstudium herum kommen.

Achten Sie dabei auf mehrere Dinge.

Erstens unterliegt die Eisenbahn betrieblichen und wirtschaftlichen Zwängen. Das bedingt Gleisanlagen, die in in Ausführung, Lage, Anordnung, Länge und anderen Punkten angepasst sind. Beim Vorbild wird ein Gleis kaum eine so kurze Nutzlänge haben, dass der Nahgüterzug nur mit knapper Not zwischen dessen Weichen passt.

Zweitens spielt die Landschaft bei der Gestaltung der Gleisanlagen eine wichtige Rolle. Ohne zwingende Gründe werden keine Kunstbauten wie Brücken, Tunnel oder Dammaufschüttungen errichtet. Solche Bauten verursachen hohe Kosten. Die Trasse wird, solange dies vernünftig ist, dem natürlichen Landschaftsverlauf folgen, oft parallel zu Straßen oder Bachläufen.

Sofern das Gelände nicht eben ist, bleibt vor und hinter dem Bahndamm der natürliche Höhenverlauf erkennbar, so beispielsweise, wenn die Bahn leicht erhöht einem Flusstal folgt.

Das Aussehen des Bettungskörpers (Bahndamm) fotografieren Sie am besten an einer Bahnlinie, die Ihren Vorstellungen möglichst nahe kommt. Das kann auch bei der Bestimmung von Schotter– und Rostfarben helfen.

 

Schienen (Schienenprofile)

Zur Länderbahnzeit wurden Schienentypen vorwiegend mit Kürzeln bezeichnet (zum Beispiel „Va”). Später bürgerte sich die Kombination aus dem Buchstaben „S” und dem Gewicht eines Meters dieses Schienentyps in Kilogramm ein. Beispiel: „S49”. Dabei steht eine solche Kombination auch für eine bestimmte Profil–Form und –Höhe.

Die verwendeten Schienen müssen zu den Fahrzeugen und Belastungen passen. Je größer die Achsdrücke werden, desto stabiler muss das Schienenprofil sein. Bei leichten Schmalspur–Fahrzeugen tun es entsprechend leichte Typen (siehe das Bild am Anfang der Seite). Bei der Rhätischen Bahn - auch mit 1.000 mm Spurweite - muss es hingegen wegen der schweren Fahrzeuge ein deutlich kräftigeres Profil sein.

Die folgende Tabelle gibt die Grundmaße einiger Schienenprofile (geeignet von Feldbahn bis zu Regelspur–Hauptbahn) wieder. Die Maße sind als Millimeter angegeben. Als Steg wird das schmale Mittelstück zwischen Schienenfuß und Schienenkopf bezeichnet. Bei Kopf, Steg und Fuß wird die Breite angegeben.

Tabelle überspringen.

Bez. Höhe Kopf Steg Fuß Bemerkungen
S5 5020445 Feldbahn, nur für Handverschub.
S7 6525550 Feldbahn, nur für leichte Fahrzeuge.
S10 7032658 Feldbahn–Profil.
S14 8038970  
S18 93431082  
S20 100441082 Auch für schwere Feldbahnfahrzeuge.
S24 115531090  
S30 10860,312,3108 siehe Abbildung.
Va 1305814105 Länderbahn–Profil (auch Schmalspur).
S33 1345811105  
S41 1386712125  
8 1387214110 Länderbahn–Profil.
S45 1426714125  
15 1447214110 Länderbahn–Profil.
VI 1476614130  
S49 1496714125 Das gängigste Reichsbahn–Profil.
R50 1527014,5132 Profil der Reichsbahn (Ost), DDR.
UIC50 1527015125  
S54 1546716125 Gängiges Hauptbahn–Profil.
UIC54 1597016140  
UIC60 1727216,5150  
S64 1727615125  
R65 1807518150 Hauptbahnen der DR (Ost).


 

Streckenführung

Sofern Sie - was hauptsächliches Thema dieser Seiten ist - eine kleine oder sogar sehr kleine Nebenbahn ohne konkretes Vorbild planen oder bauen, sollten Sie zunächst eine Gesamtsituation ersinnen, in die die Bahn eingebettet wird.

Beginnen Sie mit der Landschaftssituation. Wenn Sie eine bestimmte Region im Auge haben, sollten Sie sich Kartenmaterial von dort ansehen - und Fotos. Planen Sie - ganz fiktiv - Ihre Bahn in diese Landschaft. Dabei können Sie vorab oder später überlegen, welcher Ausschnitt dargestellt werden soll - oder können Sie für eine 20 km lange Stichbahn in Nenngröße H0 223 m Streckenlänge nachbilden? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch! Hoffentlich sind Sie noch jung und außerdem wohlhabend.

Das trifft für Hauptbahn–Themen noch viel mehr zu.

Grundsätzlich gilt: „Weniger ist mehr”, denn je weniger Sie darstellen, desto eher erreichen Sie nicht nur Ihr Bauziel, sondern auch realistische Größenverhältnisse.

Die fiktive Strecke ist nicht nur der gedachte Rahmen für die Gleisanlagen und ihr Umfeld, sondern auch Ursache und Symptom für betriebliche Abläufe. Bei größeren Steigungen werden kräftigere Lokomotiven mit weniger Wagen unterwegs sein. Bei Industrieanschlüssen sind vielleicht mehr Spezialwagen im Einsatz.

Denken Sie bei der Planung Ihrer Anlage auch an die Lichtverhältnisse - bei vorwiegendem Kunstlicht ist alles kein Problem, aber wenn Sie im Modellbahnzimmer Fenster haben oder gar eine Freilandanlage bauen, ist Süden nun einmal Süden - und je nach Tageszeit kommt das Licht nun einmal von Osten, Süden oder Westen. Gegenlicht sorgt für harte Konstraste und flaue Farben.

 

Karte

Landschaft mit Rapsfeldern bei Lollar.
[ ± ].

Der kleine Eisenbahnkarten–Ausschnitt (zweites Bild dieses Abschnitts) zeigt so eine „Fälschung” am konkreten Beispiel. Für die erdachte Schmalspur–Stichstrecke wurde die Hauptbahn westlich von Gießen ein wenig „verbogen” und Langsdorf flugs aus der Nähe von Lich nach Norden versetzt. Das, weil die Großeltern der Tochter in Lollar wohnen, die Oma jedoch aus Langsdorf stammt. Die Schmalspurstrecke 169n nach Bieber gab es tatsächlich.

Die fiktive Kleinbahn zweigt vom Bahnhof der Main–Weser–Bahn in Lollar ab und erreicht als erste Betriebsstelle den Kleinstbahnhof Pfünz - eine bessere Haltestelle mit einem Ausweich– und zwei Freiladegleisen. Staufenberg - das wirklich dort in der Nähe liegt - hat einen etwas größeren, dreigleisigen Bahnhof mit mehreren Stumpfgleisen und einem Sägewerks–Anschluss. Das rechtfertigt den Einsatz von Langholz–, Drehschemel– und Schienenwagen zum Transport von Baumstämmen und Sägewerks–Produkten. Die Betriebsstelle Morlesau entspricht in etwa der bei Pfünz, nur dass der Winzbahnhof von Morlesau noch einen kleinen Güterschuppen hat.

Endpunkt der Linie ist Langsdorf (Kilometer 19,2). Der dreigleisige Kopfbahnhof hat neben dem obligatorischen Güterschuppen mit einem Bockkran auch eine kleine Lokbehandlungsanlage mit einem Lokschuppen.

Die Strecke rechtfertigt sich aus dem land– und forstwirtschaftlichen Frachtaufkommen sowie dem Tourismus. Dazu kommen Pendler, die zur Buderus–Gießerei nach Lollar und zurück fahren. Dort arbeitete auch der Großvater der Tochter des Verfassers. Nähere Infos und gute zeitgenössische Fotos finden Sie bei Vorbild - Sonstiges - Buderus, Werk Lollar.

 
 
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